Ein feministisches Manifest für das Städte-Erforschen durch Freundinnen*schaft.
Sie sind oft stigmatisiert als toxisch und konkurrenzbehaftet, werden verbannt in private Räume, unsichtbar gemacht in stadtgeografischen Diskursen: urbane Freundinnen*schaften. Dabei sind sie ein wichtiger Teil der Stadt – als Überlebenstaktik in einer patriarchalen Kultur, als solidarische Schwesternschaft, cis-männlich dominierende Ordnungen herausfordernd, als kollektive Performance des alltäglichen ‚city-making‘. In ihrem intimen Zusammenhalt fechten Freundinnen*schaften die Dichotomie zwischen privat und öffentlich an, handeln mutig, utopisch, störend über heteronormative Standards hinaus. Sie hinterfragen mit ihrer Präsenz, für wen die Stadt gemacht ist. Freundinnen*schaften verkörpern die intime Kooperation über Differenzen hinaus, trotz der so oft sexistischen Architekturen, der Ungleichverteilung an Raum, der stetig drohenden urbanen Gefahr sexueller Übergriffe.
Freundinnen*schaften, unbeachtet von stadtplanerischen Agenden, schaffen Stadt: Im Zusammensein eröffnen sie Möglichkeiten der Aneignung, der Emanzipation, des Empowerments. Sie sind eine Lebensart, sorgende Netzwerke, um heterogene Diskriminierungen und urbane Grenzen zu überwinden, Stadt(gesellschaft) neu zu denken. In einer autoethnografischen Betrachtung unserer eigenen Freundinnen*schaft ‘as a way of life and research’ möchten wir dem Ungehorsam urbaner Freundinnen*schaften nachspüren. Was macht Freundinnen*schaften zu einer Widerstandspraktik im Stadtraum? Inwiefern destabilisieren sie patriarchale Machtstrukturen mit radikaler Intimität? Und: wie sähe eine Stadt(gestaltung) basierend auf Freundinnen*schaft aus?
Unsere Analyse fragt nach einem gemeinsamen und gemeinschaftsschaffenden, neuen Stadtvokabular. Sie fordert uns dazu auf, widerständige Ressourcen und Praktiken zu teilen, die die Stadt gerechter, feministischer, anti-rassistischer – zu unserer! – macht.
Ein paar „Loveletters to our Friends“ findet Ihr auf unserer Playlist zum Projekt. Füge Deine Lieblingshymnen an die Freundinnen*schaft hinzu!
Project in Progress. Präsentiert als Vortrag im Rahmen der Konferenz „Neue Kulturgeografie 2024“ 23.-25.05. in Münster.