BLIND SPOTS Perspektiven und Prozesse des Urbanen

In dieser Arbeit beschäftigen wir uns mit alternativen Standards, versteckten Praktiken, kritischen Interventionen, ungewöhnlichen Gebräuchen, unausgesprochenen Ideen, verbotenen Eigeninitiativen, spontanen Aneignungen, Umnutzungen und Umdeutungen; mit verborgenen Prozessen der kollektiven Stadtproduktion; mit Blind Spots. Diese sind durch Praktiken prozessual im Raum konstituiert, bewegen sich dynamisch in einem relationalen Gefüge, geprägt durch vielfältige Akteur*innen-Aktanten-Konstellationen, unterschiedlichen gesellschaftlichen Verhältnissen, aufgenommene Typologien, sozialen Normen und Regelwerke. Uns interessieren urbane Prozesse, die durch alternative, von allgemeinen Standards abweichenden Alltagspraktiken und Formen des Gebrauchs ‚zwischen‘ wohnergänzenden Einrichtungen und konkreten Wohnsituationen in Bewegung gesetzt werden. Um Blind Spots auf die Spur zu kommen, wurde eine Forschungspraxis und ein methodologisches Verfahren erarbeitet. Auf dieser Basis wurden Prozesse hinsichtlich ihres urbanen Potentials für Hamburg–Lurup in vier Case Studies lokalisiert, untersucht und neu versammelt.

Das Konzept der Blind Spots und die ihnen zugrundeliegenden Verknüpfungen, Geschichten, Ansätze, Haltungen und Denkweisen leisten einen Beitrag dazu, sich von konventionellen Sichtweisen und orthodoxen Verständnissen von peripheren Bestandsgebieten wie Lurup zu lösen. Nur so können die zwar nicht immer sofort ersichtlichen, aber zweifellos vorhandenen, urbanen Potentiale erkannt werden. Die vor Ort generierten Erkenntnisse werden in zwei Katalogen und einer Neuverschaltung zusammengeführt. Diese dienen als Ausgangspunkt für differenzierte Perspektiven, Strategien und Modelle der konsequenten Weiterentwicklung von Stadt, dargestellt in Form eines urbanen Wimmelbilds. Als kreatives Abbild und gleichzeitig unmögliche Utopie eines zeitgemäßen städtischen Zusammenlebens, zeigt es alternative Formen des Wohnens und Arbeitens und letztlich offene Prozesse der kollektiven Stadtproduktion jenseits orthodoxer Standards.


Urban Design Methods:
Ethnografische Feldforschung
Interviews mit lokalen Expert*innen
Kartierung
Mapping spatial systems
Szenario-Entwicklung


Credits:
Julia Arkenau, Isabella Biermann, Anne Bruns, Charlotte Niewerth, Philip Spring  

Betreuer*innen:
Prof. Bernd Kniess
Britta Arends
Prof. Christoph Heinemann
Marieke Behne
Justus Griesenberg

Zeitraum:
04/2019 – 08/2019


Kontextbezogene Literatur: Lefebvre, Henri (2016): Das Recht auf Stadt. Herausgegeben von Birgit Althaler und Christoph Schäfer. Deutsche
Erstausgabe. Hamburg: Edition Nautilus.

Lynch, Kevin (1995): „The Possible City“. In City sense and city design: writings and projects of Kevin Lynch, her-
ausgegeben von Tridib Banerjee und Michael Southworth, MIT press, 771–788.

Tonkiss, Fran (2013): „Austerity urbanism and the makeshift city“. City 17 (3): 312–24.